Parapsychologie

Die Parapsychologie als Wissenschaft
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Die Parapsychologie (neuzeitliches Kunstwort aus altgriechischen Wortstämmen - etwa die weitergehende Seelenkunde, von para - neben, nebenbei, nebenher, Psyche - die Seele und lógos - die Kunde, Vernunft, das Wort) beschäftigt sich mit übersinnlicher Kommunikation und der Beeinflussung physikalischer Zustände durch ausschließlich psychische Einflussnahme. Die Arbeitsmethoden der Parapsychologie beruhen auf empirischen, statistischen Untersuchungen, soziologischer Feldforschung und der Arbeit mit sogenannten besonders begabten Medien.
Inhaltsverzeichnis

* 1 Begriffsfindung
* 2 Empirische Abgrenzung
* 3 Untersuchungsgebiet
* 4 Methoden
* 5 Animismus und Spiritismus
* 6 Kritik
* 7 Einzelnachweise
* 8 Literatur


Begriffsfindung

Das Wort bzw. der Begriff Parapsychologie geht auf Max Dessoir zurück, der den Terminus 1889 zur Bezeichnung einer Wissenschaft prägte, die sich mit „den aus dem normalen Verlauf des Seelenlebens heraustretenden Erscheinungen“ befasst. Erstmals veröffentlicht wurde der Begriff in der von Dr. Wilhelm von Hübbe-Schleiden herausgegebenen theosophischen Zeitschrift Sphinx. Aber auch schon zuvor befasste man sich mit der Thematik. So formulierte im Jahre 1852 Edward White Benson im Rahmen des in Cambridge neu gegründeten „Ghost Club“ (einem Vorläufer der späteren Society for Psychical Research) das Ziel, die übernatürlich anmutenden okkulten Phänomene auf der Basis rein wissenschaftlicher Methoden zu untersuchen. Die ersten systematischen Untersuchungen wurden Ende des 18. Jahrhunderts von dem deutschen Arzt Franz Anton Mesmer zum sogenannten animalischen Magnetismus durchgeführt, von dem eine direkte Entwicklungslinie zum Hypnotismus (Hypnose, James Braid) und weiter zum Studium veränderter „Bewusstseinszustände“ führt.


Empirische Abgrenzung

Der Status der Parapsychologie als ernstzunehmende Wissenschaft ist bis heute umstritten und die Parapsychologie wird nach wie vor als Parawissenschaft eingeordnet, obwohl die Parapsychological Association (die internationale Berufsvereinigung der wissenschaftlich tätigen Parapsychologen) bereits 1969 als Mitgliedsorganisation der AAAS (American Association for the Advancement of Science) aufgenommen worden ist.

An wenigen Universitäten ist die Parapsychologie als Teilgebiet der Psychologie Forschungsgegenstand. An der Universität Freiburg gab es von 1954 bis 1998 die Abteilung Grenzgebiete der Psychologie, der bis zu seiner Emeritierung 1973 Professor Hans Bender und anschließend sein Nachfolger Johannes Mischo vorstand. Bender war zugleich auch Leiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg, ein privates Institut, das noch heute zur Parapsychologie forscht. Die Universität Edinburgh beherbergt heute das einzige Hochschulinstitut für Psychologie in Europa, das mit der „Koestler Parapsychology Unit“ auch eine Abteilung für Parapsychologie enthält. Lehrstuhlinhaber war der 2004 verstorbene Psychologieprofessor Robert Morris.

Eine verstärkte Popularität erlebte die Parapsychologie während des Kalten Krieges, als die russischen und amerikanischen Geheimdienste versuchten, sich mit parapsychologischen Phänomenen auseinanderzusetzen und sie für kriegerische Zwecke zu nutzen.


Untersuchungsgebiet

Die parapsychologische Forschung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Existenz von Psi-Phänomenen wie Telepathie, Telekinese, Psychokinese oder Nahtoderfahrungen zu untersuchen und die Bedingungen für deren Auftreten in Abhängigkeit von der Umgebung bzw. der Beteiligten nachzuvollziehen.

Dabei werden grob zwei Kategorien von Psi-Phänomenen unterschieden:

* Außersinnliche Wahrnehmung: Bei einer Außersinnlichen Wahrnehmung scheint ein Organismus Information auf eine physikalisch nicht erklärbare Weise von seiner Umwelt zu empfangen; dies kann als Psi-rezeptiv bezeichnet werden. Unter einer Außersinnlichen Wahrnehmung versteht die Parapsychologie Telepathie, Präkognition und Hellsehen.

* Psychokinese: Bei der Psychokinese scheint ein Organismus lediglich mit seinem Willen aktiv Einfluss auf seine Umwelt nehmen zu können; dies kann als psi-emissiv bezeichnet werden. Die Psychokinese wird unterteilt in zwei Untergruppen:

- Mikro-Psychokinese: Dieser Ausdruck wird verwendet für psychokinetische Ereignisse, die nur instrumentell oder mit statistischen Methoden nachgewiesen werden können, z. B. die Beeinflussung von elektronischen Geräten durch eine Person oder die Beeinflussung eines Würfels in einem Massenexperiment mit beliebigen Versuchspersonen.
- Makro-Psychokinese: Dieser Ausdruck wird verwendet für psychokinetische Ereignisse, die Effekte hervorrufen sollen, die mit bloßem Auge erkennbar sind, z. B. das Poltergeist-Phänomen.

Neben der Erforschung möglicher Ursachen und Erscheinung der obigen Kategorien beschäftigt sich die Parapsychologie in diesem Zusammenhang auch mit außergewöhnlichen menschlichen Ereignissen. Diese Ereignisse sind spontane und für die Betroffene nach eigener Aussage real erlebte Erfahrungen wie etwa Nahtoderfahrungen oder Außerkörperliche Erfahrungen. Ob diese Erfahrung mit Psi-Phänomen in Verbindung stehen könnten, ist nicht geklärt.

Die Auslöser derartiger Phänomene könnten seelische Probleme einzelner Menschen sein, welche in das Unbewusste verdrängt werden und sich von dort aus „entladen“; oder derartige Phänomene werden als Ausdruck unbewusster Probleme gedeutet. Generell gehen Parapsychologen davon aus, dass im Prinzip jeder Organismus Psi-Fähigkeiten besitzen könnte.


Methoden

Die Parapsychologie unterteilt ihre Methoden in drei Gruppen

* Erfahrungsberichte: Hierbei handelt es sich um Berichte von Psi-Erscheinungen, zumeist Spontanphänomene, welche aus aller Welt zusammengetragen werden.

* Experimente mit Sensitiven (früher auch „Medien“ [Singular: „Medium“] genannt) (vornehmlich „qualitative Methode“): Als Sensitive(r) wird ein Mensch bezeichnet, durch dessen Einwirkung bzw. in dessen Gegenwart Psi-Phänomene aufzutreten scheinen. In Experimenten werden seine „Fähigkeiten“ dann auf die Probe gestellt.

* Statistische Experimente („quantitative Methode“): Es werden Versuche durchgeführt, in denen Menschen auf ein zufälliges Ereignis durch ihren Willen Einfluss nehmen sollen. Wenn ein bestimmtes Ereignis (zum Beispiel die Vorhersage der Augenzahl eines Würfelwurfes) häufiger auftritt als es nach der statistischen Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, dann gilt dies als Indiz für einen paranormalen Effekt. Der Amerikaner J. B. Rhine, der seit den 20er Jahren paranormale Phänomene systematisch experimentell untersuchte, gilt als der Begründer dieser Methode. Auch der französische Arzt Charles Richet (Nobelpreis für Medizin 1913), der dafür bekannt war, dass er sich über sein Fachgebiet hinaus für sehr viele verschiedene Themen interessierte, forschte systematisch auf dem Gebiet der Parapsychologie; vor allem untersuchte er spiritistische Sitzungen, war aber auch der erste, der das statistische Kalkül in die Parapsychologie eingeführt hat (1895).


Animismus und Spiritismus

Die Begriffe Animismus und Spiritismus haben in der Parapsychologie eine spezielle Bedeutung.

Der „parapsychologische Animismus“ stellt die dem Spiritismus entgegengesetzte Position dar. Er lehnt das Konzept einer vom Körper unabhängig existenzfähigen Psyche grundsätzlich ab und versucht demzufolge, alle paranormalen Phänomene, die für ein Weiterleben nach dem Tod sprechen (beispielsweise die Fälle vom Reinkarnationstyp, Spuk etc.) auf das Wirken physisch lebender Personen zurückzuführen.

Demgegenüber hält der „wissenschaftliche Spiritismus“ (wie er in Unterscheidung zum praktischen, zumeist religiös eingefärbten genannt wird) auch den Einfluss von Personen für möglich, die nicht an einen physischen Körper gebunden sind. Eine solche wird oft mit dem Akronym IPA (= incorporeal personal agent, also: körperfreier persönlicher Handlungsträger) bezeichnet. Ein Beispiel dafür wäre der Geist eines Verstorbenen.

Bekannte Vertreter des Animismus waren Joseph Banks Rhine und Hans Bender. Der bedeutendste Parapsychologe der spiritistischen Richtung war Ian Stevenson, der sich vor allem mit Reinkarnation befasst hat.


Kritik

Die Parapsychologie hat den Anspruch eine ernst zu nehmende Wissenschaft zu sein, welche mit wissenschaftlichen Methoden arbeitet und ihre Ergebnisse zur Diskussion stellt. [1]

Dabei verweisen Parapsychologen sowohl auf die große Bandbreite an Erfahrungsberichten als auch auf Experimente mit Versuchspersonen, die konstante, aber ihrer Meinung nach signifikante Abweichungen von der statistischen Wahrscheinlichkeit in ihren Versuchsreihen ergeben haben. Ausgehend von diesen Ergebnissen folgert die Parapsychologie, dass mangels einer hinreichenden physikalischen Erklärbarkeit dieser Ereignisse Psi-Phänomena offenbar existieren.

Das Hauptproblem des Begriffes Psi ist allerdings seine definitorische Unschärfe. Eine genaue Abgrenzung, welche Phänomene dem Begriff zugehörig und welche per definitionem ausgeschlossen sind, fehlt bis heute. Psi wird deshalb in psychischen Experimenten als unbekannter Faktor definiert, der mit den herkömmlichen Sinnen nicht verlässlich erfassbar sei. Da es aber keine positive Definition von Psi-Phänomenen gibt, stellt Psi nur eine Leerhülse dar, die eigentlich nur beschreibt, dass die Daten eines Experimentes nicht zu 100 Prozent erklärt werden können. Kritiker meinen daher, dass das Wort Psi überflüssig sei und man besser von Fehlervarianz etc. sprechen sollte.

Auch die wissenschaftliche Exaktheit der angewandten Methoden wird von Kritikern in Frage gestellt. Bei statistischen Experimenten mussten sehr lange Versuchsreihen durchgeführt werden, um eine Abweichung von der Wahrscheinlichkeit zu erreichen. Die erzielten Effekte waren dennoch sehr klein und nur schwer reproduzierbar.

Erfahrungsberichte leiden außerdem unter dem Problem, dass sie nur subjektiv die Sichtweise des Betroffenen wiedergeben. Ohne dass man die Glaubwürdigkeit der Berichtenden notwendig in Zweifel ziehen muss, ist eine objektivierbare Überprüfbarkeit nicht immer gegeben. Außerdem kennt die Psychologie zahlreiche Phänomene der Wahrnehmungstäuschung, Confirmation Bias oder anderer Prinzipien, die dazu führen, dass vermeintlich Zufälliges oder Unerklärliches mit Psi in Verbindung gebracht wird. Im Lichte der Psychologie sind viele Phänomene wie Gedankenübertragung oder Geisterscheinungen ebenso erklärbar.


Einzelnachweise

1. ↑ Theologische Realenzyklopädie, Gerhard Krause, ""Parapsychologie - 2.Forschungsmethoden..." (nach Bender 1980))

Literatur [Bearbeiten]

* Walter von Lucadou: Psi-Phänomene - neue Ergebnisse der Psychokineseforschung, Ffm. 1997, ISBN 3458338098
* Eberhard Bauer, Michael Schetsche (Hrsg.): Alltägliche Wunder. Erfahrungen mit dem Übersinnlichen – wissenschaftliche Befunde, Würzburg 2003, ISBN 3899133110
* Andreas Hergovich: Der Glaube an Psi - Die Psychologie paranormaler Phänomene, Bern 2001, ISBN 3456836430
* Martin Lambeck: Irrt die Physik? Über alternative Medizin und Esoterik, München 2003, ISBN 3406494692


Quelle: Wikipedia vom 10.01.2008

Edeltraud Mohry ist als Heilerin weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt. Sie informiert hier über Möglichkeiten des Geistheilens, Geistheilerausbildung und zum Thema Fernheilung.